Osmosewasser für Kaffee
Wenn man an das Lieblingsgetränk der Deutschen denkt, kommt einem meist sofort das Bier in den Sinn – schließlich gilt Deutschland weithin als Biernation. Doch statistisch gesehen haben die Deutschen einen anderen Favoriten: den Kaffee. Mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Konsum von 150 Litern jährlich führt der Kaffee die Liste der beliebtesten Getränke an. Für viele ist der Tag ohne den Koffein-Kick des aromatischen Getränks kaum vorstellbar. Seit etwa 1850 ist Kaffee in Deutschland nicht mehr nur ein Genuss der Oberschicht, sondern hat sich zu einem Getränk für die breite Bevölkerung entwickelt. Er hilft den typischen Morgenmuffeln, langsam in den Tag zu starten, steigert (wenn auch nur gefühlt) die Leistungsfähigkeit und ist wohl das meistgereichte Getränk für einen entspannten Nachmittags-Plausch.
Die Zubereitungsmöglichkeiten sind vielfältig: Siebträgermaschinen, Kaffeevollautomaten, French Press, löslicher Kaffee, Filterkaffeemaschinen und viele mehr. Welches dieser Verfahren den besten Geschmack liefert, wird jedoch immer wieder diskutiert. Unabhängig von der Wahl der Zubereitungsmethode gibt es jedoch einen entscheidenden Faktor, der oft unterschätzt wird: Die Wasserqualität. Denn Kaffee besteht zu rund 96 % aus Wasser. Daher lohnt es sich, einen genaueren Blick auf diese Grundlage zu werfen.
Der wichtigste Aspekt der Wasserqualität ist die Wasserhärte. Sie gibt an, wie viele Erdalkalimetalle wie Calcium- und Magnesium-Ionen im Wasser gelöst sind. Diese Ionen bilden sich als weiße Ablagerungen (Kalk) in Wasserkochern, Duschen, Leitungen und auch in Kaffeeautomaten. Für die optimale Entfaltung des Kaffeearomas sind Werte zwischen 4 und 8 °dH (Grad deutscher Härte) ideal. Ist die Wasserhärte höher, kann der Kaffee ein flaches Aroma entwickeln, bei zu weichem Wasser wiederum kann der Kaffee unangenehm bitter schmecken.
Die Wasserhärte variiert je nach geografischer Lage. Betrachtet man jedoch die Durchschnittswerte für die Bundesländer (laut Wasserhärte-Deutschland.de, basierend auf über 15.000 geprüften Einträgen), zeigt sich, dass 15 der 16 Bundesländer eine durchschnittliche Wasserhärte von mehr als 8 °dH aufweisen. 10 dieser Bundesländer liegen sogar über 10 °dH. Aber nicht nur die Härte des Wassers beeinflusst den Kaffeegeschmack, sondern auch der pH-Wert spielt eine Rolle.
Was ist der pH-Wert?
Die pH-Skala reicht von 1 bis 14 und gibt an, wie sauer oder basisch (alkalisch) ein Wasser ist. Ein Wert von 7 gilt als neutral. Werte zwischen 6 (leicht sauer) und 8 (leicht alkalisch) sind jedoch ebenfalls akzeptabel und können die Kaffeequalität positiv beeinflussen. Den pH-Wert kann man leicht selbst messen.
Wie beeinflusst der pH-Wert den Kaffeegeschmack?
Alkalisches Wasser (>7 pH):
Ein pH-Wert über 7 führt häufig zu einem „flachen“ Kaffeegeschmack. Es kann auch ein unangenehmer Film auf der Oberfläche des Kaffees entstehen. Die Aromen können sich in hartem, alkalischem Wasser nicht vollständig entfalten. Zudem kann sich in der Kaffeemaschine Kesselstein ablagern.
Saures Wasser (<7 pH):
Ist das Wasser zu weich (unter 5 °dKH), kann sich der Kaffeegeschmack negativ verändern. Der Kaffee schmeckt dann oft unangenehm bitter.
Neutrales Wasser (pH 7):
Ein pH-Wert von 7 gilt als optimal für die Zubereitung von Kaffee, da sich hier die Aromen am besten entfalten können.
Wasseraufbereitung und ihre Auswirkungen auf den Kaffeegeschmack
Neben der Wasserhärte und dem pH-Wert gibt es noch andere Faktoren der Wasserqualität, die den Kaffeegeschmack beeinflussen können. Die Mineralisation des Wassers, also der Gehalt an gelösten Mineralstoffen, spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wasser mit zu vielen oder zu wenigen Mineralien kann den Geschmack des Kaffees negativ beeinflussen. Zu viel Calcium oder Magnesium im Wasser kann den Geschmack verflachen und die Extraktion der Kaffeearomen behindern. Auf der anderen Seite kann Wasser, das zu arm an Mineralien ist, den Kaffee „wässrig“ und wenig aromatisch machen.
Filtration und Wasseraufbereitung
In Regionen mit besonders hartem Wasser kann es sinnvoll sein, Wasseraufbereitungsgeräte wie Wasserfilter oder enthärtende Systeme zu verwenden. Diese Geräte reduzieren den Mineralgehalt und die Härte des Wassers und sorgen so für ein besseres Ergebnis bei der Kaffeezubereitung. Ein häufig eingesetzter Filtertyp ist der Ionenaustauscher, der Calcium- und Magnesium-Ionen gegen Natrium-Ionen austauscht, wodurch das Wasser weicher wird. Wer auf eine natürliche Methode zurückgreifen möchte, kann auch Wasserentkalker aus Kalkstein oder Aktivkohle verwenden.
Wasserqualität und Kaffeemaschinen
Nicht nur der Geschmack des Kaffees wird von der Wasserqualität beeinflusst, sondern auch die Lebensdauer der Kaffeemaschine. Kalkablagerungen, die durch hartes Wasser entstehen, können sich mit der Zeit in den Leitungen und Heizsystemen der Maschine festsetzen. Dies kann nicht nur die Leistung der Maschine beeinträchtigen, sondern auch den Kaffeegeschmack negativ beeinflussen. Daher ist es empfehlenswert, regelmäßig den Wasserbehälter zu entkalken und gegebenenfalls einen Wasserfilter zu nutzen.
Wasser und verschiedene Kaffeearten
Ein weiterer Aspekt, der oft übersehen wird, ist die Tatsache, dass nicht jede Kaffeesorte gleich auf das verwendete Wasser reagiert. Arabica-Kaffee, der tendenziell fruchtiger und feiner im Geschmack ist, benötigt ein weicheres Wasser, das die subtileren Aromen besser zur Geltung bringt. Robusta-Kaffee hingegen, der kräftiger und oft bitterer schmeckt, kommt auch mit härterem Wasser gut zurecht. So kann es hilfreich sein, je nach Kaffeesorte das verwendete Wasser anzupassen, um das beste Geschmackserlebnis zu erzielen.
Optimale Zubereitungstemperatur und ihr Zusammenhang mit Wasserqualität
Die Wassertemperatur spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Kaffeezubereitung. Die ideale Brühtemperatur liegt zwischen 90 und 96 °C. Wenn das Wasser zu heiß ist, kann der Kaffee überextrahiert werden, was zu einem bitteren Geschmack führt. Zu niedrige Temperaturen hingegen können dazu führen, dass der Kaffee zu wenig Extraktion erfährt, was den Geschmack flach und schwach erscheinen lässt. Die Qualität des Wassers hat hierbei einen direkten Einfluss: In sehr hartem oder alkalischem Wasser kann die Temperatur schneller schwanken, was die Konsistenz der Extraktion negativ beeinflusst.
Wasserqualität und nachhaltiger Kaffeegenuss
Ein weiterer Punkt, den es bei der Wasserqualität zu beachten gilt, ist die Nachhaltigkeit. In einigen Regionen ist die Trinkwasserqualität aufgrund von Umweltverschmutzung und industriellen Prozessen beeinträchtigt. Wenn Sie also besonderen Wert auf die Umwelt legen, sollten Sie nicht nur auf den Kaffeegenuss achten, sondern auch auf die Herkunft des Wassers und die Art und Weise, wie es aufbereitet wird. Es gibt immer mehr Anbieter, die sich auf die Herstellung von umweltfreundlichen Wasserfiltern konzentrieren, die ohne Chemikalien auskommen und nachhaltig produziert werden.
Fazit: Die Kunst der perfekten Kaffeezubereitung
Die Qualität des Wassers ist entscheidend für die Zubereitung eines guten Kaffees. Ob wir die Zubereitung mit einer Siebträgermaschine, einer French Press oder einem Kaffeevollautomaten vornehmen, der entscheidende Faktor für ein optimales Geschmackserlebnis bleibt immer das Wasser. Es geht nicht nur um die Wasserhärte, sondern auch um den pH-Wert, die Mineralisation und die Temperatur – all diese Faktoren wirken zusammen, um den Kaffee in seiner vollen Aromenpracht zu entfalten. Kaffee ist mehr als nur ein Getränk. Für viele ist er ein tägliches Ritual, ein Moment der Ruhe oder ein Anstoß für einen produktiven Tag. Und genau deshalb lohnt es sich, in die Details der Zubereitung zu investieren – besonders wenn es um das Wasser geht. Mit der richtigen Auswahl und Aufbereitung des Wassers können Sie die Aromen Ihres Kaffees auf ein neues Level heben und den Genuss nachhaltig steigern.