Die Reinheit des Mineralwassers steht in Frage
„Mineralwässer stammen aus geschützten Quellen und brauchen im Gegensatz zu Leitungswasser nicht aufbereitet werden“, so die zweifelhafte Aussage der Abfüller. Die Stiftung Warentest sieht das ganz anders. Nicht selten gelangen oberirdische Verunreinigungen, wie Süßstoffe, Korrosionsschutzmittel oder Abbaustoffe von Pestiziden, in die Quellen der Mineralwasserhersteller. Die Stiftung Warentest erkennt darin einen Beleg, dass viele Mineralwasserquellen nicht ausreichend geschützt sind. Die Verunreinigungen gelangen unter anderem über die Landwirtschaft oder über das Abwasser aus Haushalten, Industrie und Krankenhäusern ins Grundwasser. Von dort sickern sie dann in tiefere Schichten und bedrohen so die Mineralwasserbrunnen.
Dr. Arnold Gawlik, der beim geologischen Dienst Nordrhein-Westfalen für die Beurteilung von Mineralwasser zuständig ist, wird im Artikel der Stiftung Warentest folgendermaßen zitiert: „Anthropogene, also vom Menschen eingetragene Substanzen dringen beispielsweise in eine Mineralwasserquelle ein, wenn ihr Brunnen fehlerhaft ausgebaut ist und oberflächennahes Wasser zuströmt.“ Im Idealfall werden die Mineralwasserquellen von dichten Schichten, beispielsweise Ton, geschützt. Wie das Ergebnis der Warentester belegt, sollte man darauf jedoch nicht vertrauen. Es zeigte sich, dass das vermeintlich so gesunde Mineralwasser verunreinigt ist.
Mineralwasser verunreinigt und Orientierungswerte massiv überschritten
Die Stiftung Warentest wies nach, dass Stoffe, wie Pilz- und Unkrautvernichtungsmittel, aus dem Raps-, Rüben- und Maisanbau das Mineralwasser verunreinigt. Mit je 200 Nanogramm pro Liter überschritten zwei der vier eingesetzten Herbizide den Richtwert von 50 Nanogramm pro Liter um das Vierfache. Somit ist zwar das Mineralwasser verunreinigt, dennoch besteht kein unmittelbares Gesundheitsrisiko. Allerdings wird Kindern und Menschen mit schwachem Immunsystem vom Konsum abgeraten. Die Stiftung Warentest empfiehlt denjenigen, die dennoch nicht auf Mineralwasser verzichten wollen, das Wasser zumindest abzukochen.
Erwartungen der Mineralwasserkunden nicht erfüllt
Der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg urteilte 2013, dass Kunden nicht erwarten würden ein Mineralwasser „völlig frei von fremden Stoffen“ zu erhalten. Wie weit diese Ansicht von der Realität entfernt ist, verdeutlicht eine Umfrage der Stiftung Warentest. 91 Prozent der Befragten meinen, dass natürliches Mineralwasser keinerlei Rückstände von Arzneimitteln, Pestiziden oder Süßstoffen enthalten darf.
Technisch wäre es leicht möglich, die Stoffe aus dem Mineralwasser filtern. Allerdings – so absurd es sich auch anhören mag – ist dies gesetzlich untersagt. Die Mineral- und Tafelwasserverordnung sieht vor, dass die Wässer natürlich sein sollen. Somit meint man dann wohl: Natürliches Mineralwasser mit natürlich viel Medikamenten, Pestiziden und Chemikalien. Deshalb bleibt auch in Zukunft das Mineralwasser verunreinigt.
Was sollten Mineralwassertrinker jetzt tun?
Auch das hört sich komisch an und liegt wiederum am Gesetz: Trinkwasser, also das Wasser das aus Ihrem Wasserhahn fließt, ist wesentlich sauberer als Mineralwasser. Das liegt an den erheblich strengeren Grenzwerten der Trinkwasserverordnung im Vergleich zur Mineralwasserverordnung. Ein Schelm, wer da denkt, Mineralwasser reiche allenfalls noch zum Kochen oder Putzen. Allerdings ist auch unser Trinkwasser nicht frei von Schadstoffen. So findet man dort auch immer wieder Chemikalien, Schwermetalle und Rückstande von Arzneimitteln nur eben in etwas geringerem Maße.
Wer allerdings wirklich reines Wasser genießen möchte, der sollte auf ein von der NASA entwickeltes Verfahren zurückgreifen: Dieses bedient sich der Umkehrosmosetechnologie. Dabei wird das Wasser mithilfe einer mikroperforierten Membran gefiltert. Die Membran können nur reine Wassermoleküle passieren. Alle anderen Stoffe, wie Schwermetalle, Bakterien, Viren, Pestizide, Fungizide, Herbizide, und Tenside, sind größer, können die Membran nicht durchdringen und werden direkt übers Abwasser entsorgt.
Die Anlagen, die nach diesem Prinzip funktionieren, nennen sich Osmoseanlagen. Neben der mindestens einer Membrane sind auch Filter in Osmoseanlagen enthalten. Diese filtern das Leitungswasser zunächst vor, um die Langlebigkeit der Membrane zu gewährleisten.